Und was ist, wenn DIR etwas passiert?
von Matthias Klopp
Auch ein Unternehmer ist nur ein Mensch und jedem Menschen kann leider mal etwas passieren.
Deshalb braucht ein Unternehmer für die schlimmen Fälle z.B. auch unbedingt eine Berufsunfähigkeitsversicherung und falls Du eine Familie zu versorgen hast, auch eine Lebensversicherung für den schlimmsten Fall (mehr zu Versicherungen für Gründer hier: http://www.gruenderland.de/unternehmensaufbau/versicherungen-fuer-gruender.html).
Nur reicht das nicht, wenn Deine Geschäfte auch ordentlich weiterlaufen sollen, wenn Dir wirklich einmal etwas passiert.
Ich komme darauf, weil ein Tischler, den ich kenne, auf einer Baustelle einen Unfall hatte. Er ist gestolpert während er einen großen Holzbalken trug. Den schweren Balken hat er beim Sturz heldenhaft vor Schaden bewahren können. Nur hat er dabei leider seine Ellenbogen als Stoßdämpfer benutzt und ein Ellenbogen ist dabei gebrochen. Autsch. Was macht ein Tischler mit gebrochenem Ellenbogen? Richtig, erstmal gar nichts. Er kann nämlich nicht mehr arbeiten. Ich dachte, er hätte jetzt ein Riesenproblem, weil ich glaubte, dass er alleine arbeitet und so natürlich alle Aufträge verlieren würde, aber er hat zwei Partner, die nun seine Arbeit mitmachen konnten (und mussten...). Glück im Unglück nennt man das wohl.
Aber was ist, wenn Du selbst nicht mehr arbeiten kannst, weil Du einen Unfall hast oder operiert werden musst?
Wer macht dann Deine Arbeit? Wer erledigt dann Deine Aufträge?
Das sind Fragen, die sich viele Unternehmer nicht stellen bzw. gerne verdrängen. Ich muss zugeben, ich werde den Unfall meines Bekannten auch nutzen, um diesen Fall - von dem wir hoffen, dass er nie eintritt - für mich persönlich mal wieder besser vorzubereiten.
Wie sieht diese Vorbereitung aus?
Stell Dir mal vor, Du bist plötzlich nicht mehr "ansprechbar", Du kannst niemandem mehr sagen, wie was geht oder wo er was findet. Wenn jemand an Deinen Schreibtisch oder in Dein Büro kommt, wird er sich zurechtfinden?
Falls nicht - und ich fürchte, die meisten Unternehmer sind eher nicht besonders ordentlich - dann solltest Du die folgenden zwei Schritte erledigen:
1. Schritt: Der Übersichts-Notfall-Ansprechpartner-Ordner
Meine erste Vorbereitung auf den Fall-von-dem-wir-hoffen-dass-er-nie-eintritt war zum Einen eine Übersicht aller Websites, Adressen, Telefonnummern und E-mails von Partnern und Firmen, die für mich arbeiten, Kunden, Bankkonten, Zugangsdaten für Online-Dienste etc. zu erstellen und in einen Ordner zu packen. Mit dieser Übersicht weiß die vertrauenswürdige Person, der ich den Ordner gegeben habe, dann zumindest, was es alles in meiner Firma gibt und wen sie im Notfall für die verschiedenen Bereiche und Arbeiten kontaktieren kann und muss. Selbst im schlimmsten Fall-von-dem-wir-hoffen-dass-er-nie-eintritt weiß die betreffende Person dann, wer alles informiert werden muss und wofür Vollmachten notwendig sind etc. Eine kurze Anleitung, wer in welcher Reihenfolge und wie benachrichtigt werden muss, wäre übrigens auch sehr hilfreich für diejenige Person.
Wie gesagt, da dieser Ordner alle wichtigen Informationen bis zu den Bankkonten Deines Unternehmens und vielleicht sogar Deine privaten Bankkonten enthält, solltest Du diesen Ordner wirklich nur einer Person geben, der Du absolut vertraust. Vielleicht einem Familienmitglied. Eventuell solltest Du auch zwei Personen diesen Ordner geben, für alle Fälle. In jedem Fall solltest Du dieser Person zutrauen, mit einer echten Krisen- und Notfallsituation professionell umgehen zu können. Diesen Ordner solltest Du auch mindestens einmal pro Jahr aktualisieren (falls etwas besonderes hinzukommt natürlich auch dann).
2. Schritt: Die "Bedienungsanleitung"
Was ist das Problem in vielen Unternehmen? Nur der Chef allein weiß wie alles genau geht (deswegen gibt es ja so viele Chefs, die tatsächlich alles besser können, weil sie nie jemandem genau erklären wie alles geht). Der Chef bist nun Du und Du hast das ganzes Wissen, die Bedienungsanleitung für Dein Unternehmen, in Deinem Kopf. Was ist, wenn Dein Kopf in dem Fall-von-dem-wir-hoffen-dass-er-nie-eintritt ausser Betrieb ist? Wie kommt man dann an die Bedienungsanleitung heran? Deinen Kopf aufbohren? Also, weil dieser Weg mit kleineren Risiken behaftet ist, muss die Bedienungsanleitung raus aus Deinem Kopf. Am besten schriftlich, ordentlich, für Dritte nachvollzieh- und vor allem nachmachbar und rein in einen Ordner. Stell Dir vor, Du willst auf eine phantastische Weltreise gehen und jemand anderes soll Deine Firma weiterführen, so dass noch etwas davon da ist, wenn Du so nach 1-2 oder auch 4 Jahren wiederkommst.
Dies ist nebenbei auch eine ganz hervorragende Vorbereitung, wenn Du Dich in Deinem eigenen Unternehmen überflüssig machen möchtest. Du willst Deine Arbeit durch andere machen lassen? Voilà, dann hast Du hier schon die beste Grundlage dafür. Denn damit jemand anderes Deine Arbeit machen kann, muss er ja wissen wie, d.h. er braucht eine "Bedienungsanleitung". So schlägst Du zwei Fliegen mit einer Klappe.
Ob klein ob groß - Keine Frage der Unternehmensgröße
Übrigens ist diese Notfall-Vorbereitung nicht nur für Einzelunternehmer ohne Angestellte wichtig. Anfang dieses Jahres war meine Hausverwaltung plötzlich nicht mehr "aktiv". Über Wochen waren schon merkwürdige Dinge passiert: Das Treppenhaus wurde z.B. nicht mehr gereinigt, weil die Reinigungsfirma nicht mehr bezahlt worden war, es war nur noch der Anrufbeantworter erreichbar usw. Eines Tages kam dann Post vom Eigentümer, dass es bald eine neue Hausverwaltung geben würde und wir Mieter ab sofort alle Zahlungen an die bisherige Hausverwaltung einstellen sollten. Was war da passiert? Wie kann eine Hausverwaltung mit einigen Angestellten, die seit Jahren ohne größere Probleme gut arbeitete plötzlich vom Erdboden verschwinden? Ich erfuhr es dann von der neuen Hausverwaltung: Die alte Hausverwalterin war nicht mit der Kasse durchgebrannt, nein, die Geschäftsführerin war krank in eine Klinik eingeliefert worden und im Prinzip nicht mehr geschäftsfähig. Da die Geschäftsführerin niemandem Prokura und Vollmachten für die Bankkonten gegeben hatte, ging plötzlich gar nichts mehr. Angestellte und Handwerker konnten nicht mehr bezahlt werden, die Angestellten blieben natürlich irgendwann zu Hause. Ja, die Hauseigentümer kamen für Monate nicht mal mehr an die Unterlagen der Mieter ihrer eigenen Häuser. Du siehst also, jeder Unternehmer sollte für den Fall-von-dem-wir-hoffen-dass-er-nie-eintritt vorbereitet sein. Egal wie klein oder groß Dein Unternehmen auch ist.
Ich weiß, dass dies eine von den Arbeiten ist, die man gerne vor sich herschiebt und es bringt ja auch erstmal direkt kein Geld in die Kasse. Aber vor allem der 2. Schritt kann Dir als Unternehmer sehr nützlich sein, wenn Du es schaffen willst, dass Du weniger IN Deinem Unternehmen und mehr AN Deinem Unternehmen arbeiten willst. Alle, die es mit "klein-aber-reich" versuchen wollen, müssen diesen Schritt in jedem Fall tun, um sich vom Alltagsgeschäft und unproduktiven Aufgaben befreien zu können. Und so kommt mit diesem Ziel auch der Spaß und die Motivation dazu.
Auf das der Fall-von-dem-wir-hoffen-dass-er-nie-eintritt bei uns wirklich nie eintritt!
(Dieser Artikel stammt aus meinem Gründer-Newsletter vom 20. Oktober 2010)
Autor: Matthias Klopp
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